Donnerstag, 31. Juli 2014 1 Kommentare

Wir sind Weltmeister!

...und das im "eigenen" Land!!! Zumindest geht es uns hier so, ich weiß, für euch ist das ein bisschen anders, aber wir haben hier die WM in vollen Zügen genossen und alles mitgenommen, was es mitzunehmen gab.

Ich weiß, mein Blogeintrag kommt etwas verspätet, aber ich leide ganz offiziell an DPC (depressão pós copa - Nach-WM-Depression) und musste mich erst einmal wieder in meinen Alltag einfinden :-).

Fertig fürs Eröffnungsspiel
War die Stimmung ja noch vor der WM wie bereits beschrieben eher gemischt, haben die Brasilianer mit den ersten Spielen angefangen, tolle Gastgeber zu sein und sich jeden Tag über die vielen, internationalen Gäste zu freuen und mit ihnen zu feiern.

"Rudelgucken" im Goetheinstitut
Auch Porto Alegre durfte mitmischen und war Austragungsort und wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, einige Spiele live im Stadion zu schauen.

Unser erstes Livespiel war Australien gegen Holland. Dadurch, dass wir vorher zwei super nette Australier kennen gelernt hatten, war das Spiel für uns noch mal besonderer und wir haben im Australienlook mit einem Quotenholländer in unserer Mitte (Danke an dieser Stelle an Andrew dafür, dass Du uns bei unserem Anblick nicht die Freundschaft gekündigt hast) das Spiel genossen.

Aufwärmen vor dem Spiel
 Das zweite Spiel war Algerien gegen Südkorea. Nach der tollen Stimmung beim vorherigen Spiel waren meine Erwartungen eher gering, ich wusste auch nicht so recht, für wen mein Herz schlagen sollte, aber das erledigte sich spätestens auf dem Weg zum Stadion.
Die Algerier waren in Feierlaune und überzeugten den Rest der Fans schnell davon, dass sie mit Herz und Freude dabei waren.

Die größte Überraschung war jedoch, dass wir es kurz vor knapp geschafft haben, Karten für das Spiel Algerien gegen Deutschland zu ergattern (über Preise reden wir an dieser Stelle besser nicht).

Fertigmachen für das große Spiel
Die Stimmung war einzigartig, die Karten waren super und wir hatten in der vierten Reihe hinter Jogis Trainerbank den perfekten Blick auf unsere Jungs.
Meine 3 Sekunden Berühmtheit dürfen an dieser Stelle natürlich auch nicht unerwähnt bleiben :-)


Und dann: Der große Tag. Das Endspiel, nachdem wir Brasilien so vernichtend geschlagen hatten. Gott sei Dank ist die Rivalität zwischen Argentiniern und Brasilianern größer, als es der Schock über das katastrophale 7:1 war, sodass wir die Brasilianer auf unserer Seite wissen konnten.

Auf dem Fanfest ging es also bei "winterlichen" 27º C rund und ich kam mir eine Stunde vor dem Spiel vor wie beim Kinderschminken, da so viele Brasilianer von mir mit der Deutschlandflagge bemalt werden wollten.

Quelle: globo.com
Nachdem wir ihnen dann noch die Fangesänge beigebracht hatten, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen und die Party nach dem Sieg bleibt auf ewig eine unvergessene, atemlose, glückliche Erinnerung.

Quelle: globo.com

Mittwoch, 11. Juni 2014 2 Kommentare

Der Countdown läuft!

Jetzt sind sie hier: die deutsche Nationalelf ist am Wochenende in ihrer Unterkunft in Santo André angekommen. In "meinem" Land, in Brasilien, auf das in den nächsten Wochen die ganze Welt schauen wird.

Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Feliz por estar aqui", was soviel heißt wie "Ich freue mich, hier zu sein". Sie machen Erfahrung mit der Transportsituation in Brasilien, denn vom Flughafen aus fahren sie erst ein paar Stunden Bus und setzen dann mit einer Fähre über einen Fluss, um noch einmal in den Bus und schließlich in Jeeps zu steigen, bis sie schließlich in der Anlage ankommen. Typisch brasilianisch eben, es dauert alles ein bisschen länger und man durchquert Natur pur und nicht asphaltierte Straßen.
Sie tanzen mit den Indios, die nah ihrer Anlage ansässig sind, machen gemeinsame Späße und sind dabei doch sehr sympathisch.

Quelle: süddeutsche.de

Das alles macht mir Hoffnung auf eine schöne "Copa" (WM). Denn ich muss gestehen, ich war doch etwas in Sorge.
Angefangen mit den Protesten letztes Jahr war die Stimmung insgesamt und die Vorfreude auf die WM im eigenen Land bei den Brasilianern bisher eher verhalten.
Es herrscht einfach großes Unverständnis darüber, dass der "padrão FIFA", der FIFA-Standard also, Maßstäbe für Ordnung setzt, während auf der anderen Seite keine Ordnung im Bildungs- und Gesundheitssystem herrscht, ganz abgesehen von der in allen Städten immer chaotischer werdenden Verkehrssituation. Die Brasilianer fragen sich, wie ihr Land so einfach höchsten Standards von außen folgen kann, während es bei grundsätzlichen Dingen im Innern immer wieder versagt.
Natürlich fragen sie sich dies zu Recht, wenn man auch meiner Meinung nach beides nicht miteinander vergleichen kann und sollte.

Aber nun kommt so langsam Stimmung auf. Die Brasilianer packen ihre Fahnen aus und dekorieren munter Straßen, Geschäfte, Autos und sich selber.
In den Monaten vor der WM war ich scheinbar die Einzige, die voller Vorfreude wartete. Immer wieder wurde mir gesagt, dass man gar nicht gewinnen wolle und es besser sei, wenn Brasilien früh ausscheide, um ein Zeichen gegenüber der Regierung zu setzen. Immer wieder wurde kund getan, dass Deutschland gewinnen solle, denn die hätten es verdient und dort würde schließlich alles funktionieren. Und ich freute mich - trotz der Enttäuschung über so wenig Begeisterung für die WM - über die ganzen hinzugewonnenen Fans, die Deutschland anfeuern würden.

All das ist seit Montag anders. Die Menschen fangen vorsichtig an, sich zu freuen. Der Stolz siegt über den Ärger. Brasilien wird gewinnen und das ist auch gut so ist nun die fast einhellige Meinung. Lediglich ein älteres Ehepaar versicherte mir heute im Fitnessstudio, nachdem es meine mit Deutschlandflagge verzierten Fingernägel gesehen hatte, dass es natürlich Deutschland anfeuert.

Ich auf jeden Fall zähle schon die Stunden, werde morgen mit Brasilientrikot, Brasilienjacke und Gesichtsbemalung in der Sprachschule auflaufen und dann nachmittags das erste Spiel genießen.
Auf eine schöne Copa!


Donnerstag, 10. April 2014 0 Kommentare

Brasilien ein Sommermärchen

Bananenland
Samba
Sie sprechen Spanisch, nicht wahr?
Jedes Fussballspiel eine Kriegsgefahr


Caipirinha
Fussball
Um die Ecke ein Affe
alle leiden unter Steuerstrafe


Doch wisst ihr schon
überall hat man
falsche Bilder von einem Land
Von Tokyo nach Maryland


wisst ihr genau
wie die Sachen hier passieren?
wie Polizei und Bürger
sich verbarrikadieren

Arme Leute sind glücklicher
Alle baden im Amazonas
Brasilianer geben nie auf
Carneval spiegelt sich im Börsenverlauf


Terra Brasilis
Land in Sicht
jede Frau eine Carmen Miranda
was für eine Kulturpropaganda


Doch wisst ihr schon
überall hat man
falsche Bilder von einem Volk
Von Beijing nach Norffolk


wisst ihr genau
wie die Leute hier leben?
von Norden bis Süden
haben wir kein Innenleben


Doch wisst ihr schon
überall hat man
falsche Bilder meiner Kultur
von Washington nach Singapur

© Lúcia Collischonn de Abreu (http://fancyacup.wordpress.com)
inspiriert von


Mittwoch, 9. April 2014 1 Kommentare

"Du schreibst ja irgendwie auch nichts mehr..."

...das höre ich ständig und ihr habt ja recht. Ich bin schreibfaul und lieber mit surfen beschäftigt, als damit euch zu erzählen, was hier so passiert.

Aber: Das soll sich jetzt ändern! Und wie, warum, wieso genau, das möchte ich euch kurz erzählen.

Ab jetzt werde ich nämlich nicht mehr alleine hier schreiben, nein, ab jetzt gibt es Lúcia, die mich tatkräftig unterstützt. Sie ist meine Freundin und Schülerin und schreibt ganz wundervolle Dinge auf Deutsch, die ich einfach mit euch teilen möchte!

Vorstellen soll sie sich allerdings selber, das kann sie besser als ich:


Hallo, ich bin Lúcia,
Ich studiere English und Deutsch an der Universität und arbeite als Übersetzerin, Dolmetscherin und Korrekturleserin in Porto Alegre, Brasilien.

Meine Erfahrung mit Deutsch fing in 2010 an, Deutsch war immer für mich die Sprache meiner Familie, die Sprache von Kuchen, Kinderlieder und Sätze, die meine Großmutter ständig sagte.

Bei mir ist es so: Um eine Sprache zu lernen muss man die Kultur auch erleben, muss man neugierig darauf sein.
Als ich entdeckte, dass Deutsch bestimmt die Welt meiner Großeltern war, aber auch von vielen anderen, habe ich meine eigene Welt auf Deutsch herausgefunden.

Schreiben ist auch meine Welt, in jeder Sprache die ich lerne, und deswegen MUSS ich auch mein geschriebenes Deutsch üben, um meine Welt zu erweitern.

Ab jetzt sind wir also zu zweit und teilen mit euch, was wir so machen. Von mir gibts weiterhin Anekdötchen und Reiseberichte (ICH VERSPRECHE HOCH UND HEILIG, DASS ICH MEHR SCHREIBE!!!) und von Lúcia gibt es wunderbare Texte jeglicher Art.

Ihr dürft euch also auf das freuen, was so kommt.
 
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