Na, seid ihr noch bei mir?
Obwohl ich zwischenzeitlich ein paar
Kontinente überquert habe und mich physisch ganz woanders befinde,
möchte ich euch doch noch einmal auf den zweiten Teil unserer
Chilereise mitnehmen.
Beamen wir uns also gemeinsam von Europa/Ozeanien aus nach Südamerika:
Wir befanden uns im Flugzeug auf
dem fast sechs Stunden dauernden Flug vom südchilenischen Punta
Arenas (ihr wisst schon – die Pinguine) nach Calama, gelegen im
Hohen Norden dieses wunderschönen Landes, von wo aus wir unsere
Reise per Mietwagen wieder gen Süden nach Santiago fortsetzen
wollten.
Calama selbst ist kaum erwähnenswert
und nicht unbedingt einen Zwischenstopp wert. Einzig die Tatsache,
dass der Reiseführer uns im Vorhinein darüber informierte, die
Stadt sei „mit einem Jahresniederschlag von 0mm […] einer der
trockensten Orte der Erde“, ließ uns schmunzeln.
Wüstenstraßen rund um Calama |
Bevor es jedoch Richtung Süden weiterging verbrachten wir ein paar Tage in San Pedro, einer ca. 2.000 Einwohner starken Oase in der Atacamawüste, um von dort aus die Region zu erkunden.
San Pedro selber ist ein touristisches Hippie- und Aussteigerörtchen, das auf 2.450m Höhe am Rande einer Salzwüste liegt, die in ihren Ausmaßen mit mehr als 3.000 qkm das Saarland deutlich an Größe übertrifft.
Die Oase San Pedro de Atacama |
Bewusst wurde uns die Höhenlage dann auch am folgenden Tag, an dem wir mit leichter Höhenkrankheit aufwachten und uns entschieden, die eigentlich per Fahrrad geplante Tour zu einigen Salzseen doch mit dem Auto zu unternehmen.
Ausflug durch die Wüste |
Salzsee |
Den Vormittag verbrachten wir freudig damit, uns auf den Salzseen treiben zu lassen und immer wieder zu versuchen, unterzugehen.
Nachmittags fuhren wir dann weiter zu einem Teil der Salzwüste, in dem es Flamingos gab.
Was soll ich sagen: Flamingos sind halt keine Pinguine! Trotz beeindruckender Artenvielfalt (alle auf der Erde vorhandenen Flamingoarten fanden sich gebündelt auf diesem unwirtlichen Fleckchen Erde) konnten die blassrosa Vögel, die ihre Schnäbel immer nur krabbensuchend im Salzsee versenkten, einfach nicht so sehr bei mir punkten. Umso mehr beeindruckte mich aber die Natur - das Salz formte überall stalakmitenähnliche Gebilde, die messerscharf aus dem Boden ragten. Noch dazu knackte und knarzte es überall und man hatte das Gefühl mitten in diesem Nichts befände sich doch ein ganzer Haufen Leben.
Für den nächsten Tag stand ein
vormittäglicher Ausflug in eine Taloase an, in der man die
ursprüngliche Lebensweise eines Andenstammes besichtigen konnte. Die freundliche Andinin am Eingang der Oase erklärte mir auf Spanisch mit großem Stolz alles, was ich über die Geschichte ihres Volkes wissen musste und so machten wir uns gut informiert auf, Hütten, Gärten und Speisekammerhöhlen zu erkunden.
Den Nachmittag verbrachten wir in den 30ºC warmen Thermalquellen von Puritama, in denen man es sich bei doch recht kühler Außentemperatur (auf 3.500m Höhe ist es frisch!!!) ein paar Stunden gut gehen lassen konnte.
Taloase |
Bauten der Anden Indianer |
Jan hätte wohl Probleme gehabt, dort zu leben... |
Speisekammerhöhle |
Den Nachmittag verbrachten wir in den 30ºC warmen Thermalquellen von Puritama, in denen man es sich bei doch recht kühler Außentemperatur (auf 3.500m Höhe ist es frisch!!!) ein paar Stunden gut gehen lassen konnte.
Die Puritamaquellen von oben |
Zum Abschluss unseres Wüstenabenteuers ging es für uns dann ins nicht weit entfernte Mondtal (Vale de la luna), in dem wir uns durch Höhlen und über Dünen kämpften und uns tatsächlich häufig wie auf dem Mond vorkamen. Nicht ein einziges Fünkchen Vegetation war erkennbar, die Sonne brannte unerbittlich auf uns herab und die Höhlen waren teilweise so eng, dass wir umkehren und uns Alternativwege suchen mussten.
Inzwischen war es kurz vor Weihnachten
und wir bemühten uns, weiter Richtung Süden zu kommen, wollten wir
doch Weihnachten - wie die letzten Jahre auch - am Strand verbringen.
Auf dem Weg nach Süden sind die schmalen Straßen stets... |
...von den Anden und dem Pazifik eingerahmt |
Zwischenstop in Taltal |
Auf der 750km langen Fahrt zum Badeort
Caldera verhalf uns unser Mietwagen dann genau am 24. Dezember noch
zu einem kleinen Weihnachtsschock. Das Amaturenbrett zeigte uns
plötzlich mitten in der Wüste einen Motorschaden an (wer hätte
gedacht, dass ein Renault Sandero gar nicht als Wüstenflitzer taugt...) und
wir rollten mit letzter Kraft auf eine Tankstelle zu.
Dort konnte das
Problem dann mehr oder weniger behoben werden und wir saßen
pünktlich zum Weihnachtsschmaus in der Sonne auf unserer Terrasse
mit Blick über Caldera und ließen es uns gutgehen.
Blick über den Hafen von Caldera |
Nach zwei erholsamen Tagen am Strand
ging es weiter nach La Serena, einer durch ihre koloniale Architektur
geprägten Stadt 500km nördlich von Santiago und somit eine der
letzten Etappen auf unserer Reise.
Auf dem Weg nach La Serena |
Auf dem Weg nach La Serena |
Ein absolutes Highlight lag jedoch noch vor uns: Valparaiso, die weltberühmte, besonders in der Literatur häufig interpretierte Hafen- und zudem kulturelle Hauptstadt Chiles.
Blick über Valparaiso |
Von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat Valparaiso einen ganz eigenen Charme – ein bisschen dreckig, sehr südamerikanisch, unglaublich bunt und kulturell reich erstreckt sich die Stadt über eine Vielzahl von Hügeln. Viele der Viertel sind nur über steile Treppen oder etwas bequemer über Standseilbahnen erreichbar und wir verbrachten einen Tag mit der Erkundung der Künstlerviertel Cerro Alegre und Cerro Concepción.
Blick vom Hügel Cerro Alegre |
Insbesondere an Silvester befindet sich
die Stadt jedes Mal im Ausnahmezustand, erklärte uns unser Gastwirt
(übrigens ein wie Meister Propper aussehender ehemaliger US Navy
Seal, aber das ist eine andere Geschichte), da über 1 Million
Menschen in die Stadt kommen, um von den Hügeln aus das Feuerwerk
über dem Pazifik zu betrachten.
Dieses Spektakel konnten wir uns jedoch
nicht mehr ansehen, da wir am nächsten Tag bereits zurück nach
Brasilien flogen, um Silvester mit Freunden am Strand zu feiern und
uns in Ruhe von Porto Alegre und Brasilien zu verabschieden.
Und so schließt sich der Kreis: Ich
befinde mich immer noch auf der Südhalbkugel, aber doch ganz
woanders und ich lade euch herzlich ein, bald mit mir den nächsten
Kontinent zu erkunden und unter neuem Blognamen aber gleicher
Blogadresse zu erfahren, wie es uns bei den Kängurus ergeht.