Donnerstag, 5. April 2012

Typisch Deutsch?

"Wir haben Pläne fürs Wochenende, seid ihr dabei?" begrüßte mich meine Kollegin und Freundin Gabriely letzten Samstag.
"Na klar, was wollt ihr denn machen?" - "Wir fahren nach Gramado zum Choco-Fest. Das wird euch gefallen, das ist eine typisch deutsche Stadt!".

Bei solchen Sätzen ist in Brasilien stets Vorsicht geboten, das weiß ich inzwischen. "Typisch Deutsch" ist in den Köpfen der Brasileiros nämlich das Gleiche wie für uns "typisch Brasilianisch": Die Copacabana, Sambatänzerinnen, Caipirinha schlürfende Bikinischönheiten, all das sind Stereotypen, die nur ein winziges Körnchen Wahrheit enthalten, denn auf Postkarten aus Rio ist all das zu sehen, in Porto Alegre ist mir allerdings noch nichts von diesen Dingen untergekommen.
Trotzdem war ich gespannt und wir machten uns Sonntag morgens auf nach Gramado. Nach zwei Stunden Fahrt passierten wir den Eingang der Stadt:


Nun gut, nicht jede deutsche Stadt begrüßt ihre Besucher so monumental, aber ich beschloss, dem Ganzen noch eine Chance zu geben...

Wir stiegen aus dem Auto und befanden uns in einer typisch deutschen Stadt, so wie sie vielleicht in Disneyland gebaut werden würde. Vierstöckige "Fachwerkhäuser", grellbunte Osterdekoration und Blaskapellen. Die Quintessenz alles vermeintlich Deutschen zusammengefasst auf einigen Quadratkilometern inmitten der Serra Gaúcha.
Für mich war es ein komisches Gefühl zu wissen, dass Deutschland in den Köpfen der Brasilianer (und vermutlich auch in denen anderer Nationen) so aussieht. Vor allem vor dem Hintergrund der wirklich wunderschönen Städte und Natur, die Deutschland zu bieten hat. Andererseits waren es nun einmal deutsche Einwanderer, die um 1830 nach Brasilien kamen und genau diese Vorstellung von Deutschland dort ansiedelten.
Und ich muss zugeben: Wenn mich jemand fragt, was ich aus Deutschland vermisse, dann nenne ich auch als erstes Bier mit Geschmack, Schwarzbrot und Gemütlichkeit, weil ich sicher bin, das jeder Brasilianer damit etwas anfangen kann.

Seien wir ehrlich. Wären wir nicht auch ein bisschen enttäuscht, wenn uns auf Hawaii nicht Hula-tanzende Schönheiten einen Blumenkranz umlegen würden, wenn wir einen nicht-surfenden Australier kennen lernen oder einen Italiener der keine Nudeln mag?
Mit diesen Gedanken und einigen Eindrücken unseres Ausflugs verabschiede ich mich für heute und wünsche euch Feliz Páscoa, frohe Ostern und ein schönes Wochenende.




















5 Kommentare:

Jörgund Elke hat gesagt…

Danke, Tessa für die schönen Bilder !
Frohe und fröhliche Ostern Euch Zwei.

Siane hat gesagt…

What I like the most about your blog, Tessa, is that you put your feelings and thoughts (and even eventual frustrations and disappointments, maybe!) into words. Of course my reading and understanding is provided by Google Translator (hahahah!!) ^^'

Ps: I love the pictures! :D

Moni hat gesagt…

Hallo Tessa,
und wenn Du mal Appetit auf ein Kölsch hast?!Es gibt in Brasilien eine Brauerei die "richtiges Kölsch" braut. Dir muß es in dem Land einfach gut gehen!!!!!
Frohe Ostern und viele schöne Aktivitäten
Moni

Tessa hat gesagt…

Liebe Moni,
wir haben letzte Woche am Strand mal das Kölsch ausprobiert. Es ist wirklich trinkbar, auch wenn es hier einfach nicht so gut schmeckt wie zuhause:-)

Ines Kloss hat gesagt…

Geil, ... ich war vor 2 Jahren Ende März in Gramado und Canela... kurz vor dem Choco-Fest. Überall Vorbereitungen,Plüschhasen (sogar in der Kirche!)und "typisch deutsch" - Schweizer Schokolade! .. ach, da kommen Erinnerungen hoch!

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