Mittwoch, 29. Februar 2012 1 Kommentare

Schöner Wohnen in Brasilien, oder:

Warum schreibt sie eigentlich so selten?

An dieser Stelle muss ich mal mein eigenes schlechtes Gewissen beruhigen und gleichzeitig eine kurze Erklärung loswerden.
Ich komme momentan einfach selten dazu, zu schreiben, weil ich mir vorgenommen habe, bis April die Wohnung "in Schuss" zu kriegen.
Streichen, Möbel kaufen, Dekorieren: eigentlich ein großer Spaß und daher bei mir normalerweise recht schnell getan, aber: nicht so in Brasilien!
Seit drei Wochen steht nun schon ein Topf Farbe in der Abstellkammer und mahnt mich täglich, endlich das Schlafzimmer zu streichen. 30-40 Grad Außentemperatur und die Konsistenz brasilianischer Farbe lassen mich dann aber doch einen großen Bogen darum machen. Das Wohnzimmer ist bereits "erbeiget", aber da die käuflich zu erwerbende Wandfarbe hier die Deckkraft von Klarsichtfolie hat, musste ich viermal streichen, bis es soweit war.
Zudem nehme ich mir wöchentlich vor, zu Tok & Stok, der brasilianischen Ikeavariante zu gehen und dort nach Stühlen, einem Gästesofa und Kleinigkeiten zu schauen. Ich liiieebe Ikeabesuche in Deutschland. Klassischerweise kauft man dort ja nie das, was man braucht und fährt trotzdem mit einen Auto voller "Spökes" nachhause. Hier sieht es im Laden zwar aus wie bei Ikea, es kostet aber alles dreimal so viel und kaum ist man an der Kasse angekommen, geht das Spiel mit den persönlichen Daten und diversen Identifikations- und Steuernummern wieder los. Da vergeht mir die Lust aufs Einkaufen meist gehörig...
Heute habe ich mich aber gezwungen und einen Heimwerkertag eingelegt. Der Plan war, die Küche zu verschönern und da ja schon der mehrfache Wunsch nach Fotos von unserer Wohnung aufkam, hier ein paar "vorher"-"nachher"-Eindrücke, von all dem, was ich schon geschafft habe:

Willkommen bei uns
Ein Besuch im Baumarkt...
Projekt Wohnzimmer:
vorher

nachher
Projekt Küche:
vorher

nachher
Sonntag, 26. Februar 2012 2 Kommentare

Was letzte Woche geschah, oder:

Ein Besuch in der Heimat!

Nun hat uns Brasilien wieder. Nach einer Woche im winterlichen Deutschland sind wir zurück in der Sonne.
Es war ein kurzer aber intensiver Besuch in unserer Heimat, bei dem ich mich zwischen Karnevalstrubel und Konsulatsgängen fragte: Was bedeutet Heimat eigentlich und: ist es richtig, wenn ich immerzu von Brasilien als der "neuen Heimat" spreche?
Ich will nicht ins Philosophische abdriften, aber ein paar kurze Gedanken zum Wort Heimat sollen erlaubt sein. Der Begriff war in Deutschland sicherlich lange negativ behaftet und klingt auch heute für mich noch sehr nach den 50er Jahren, nach Schnulzenfilmen und Kittelschürzen.
Trotzdem kann ich überzeugt von Deutschland als meiner Heimat sprechen, mehr noch: meine Heimat ist das Rheinland. Es ist nicht nur Bonn, hat also nicht alleine mit dem Ort, an dem man geboren wird zu tun. Heimat ist das rheinische Lebensgefühl, die Landschaft, die Kultur, die Sprache, die Sichtweise, die mich geprägt hat. Wenn ich sage "Ich bin Rheinländerin", dann ist das keinesfalls eine rein geografische Angabe, ich gehe in diesem Moment auch davon aus, dass mein Gegenüber mich damit als einen bestimmten Typ Mensch einordnen kann. Als Schwabe könnte ich sagen: "Ich bin in Hamburg zuhause, aber daheim bin ich in Stuttgart".
Kann Brasilien dann die "neue Heimat" sein? Kann das Land uns so prägen, wie es die Heimat geschafft hat?
Ich denke schon. Bereits jetzt beobachte ich, dass Jan und ich uns Rio Grande do Sul zugehörig fühlen, dass wir erkennen, wenn Jemand aus Rio kommt, weil er anders spricht, dass wir uns schnell an die Lebensweise der Menschen hier gewöhnt haben, uns aber deshalb noch lange nicht in ganz Brasilien wohl fühlen würden. Die Verhaltensweisen und Eigenschaften der Menschen hier werden wahrscheinlich unser Heimatgefühl für Brasilien prägen.
Und so freuen wir uns im Moment, dass wir wieder hier sind, unser Visum im Pass haben und die Sonne in der neuen Heimat genießen können und ich sage für heute "Tchau Tchau" mit ein paar Eindrücken der letzten Woche:

Was für eine Begrüßung...
Karneval im Rheinland!
Alaaaf!!!

München

Freitag, 17. Februar 2012 1 Kommentare

Panoptikum der Woche IV

Bevor wir morgen den Flieger nach Deutschland besteigen heute noch ein paar Wocheneindrücke aus der neuen Heimat.

Diese Woche ist der Blog etwas zu kurz gekommen, denn die letzten Tage waren geprägt von der Vorbereitung auf das, was wir in München erledigen müssen: Wir bekommen unser Visum!
Unterlagen zusammen suchen, Formulare ausfüllen, Passfotos machen, in Kontakt mit dem Konsulat bleiben für kurzfristige Fragen und und und...
Morgen um diese Zeit sind wir in Sao Paulo und von dort aus geht es in die alte Heimat. Und wenn wir dann zurückkommen, haben wir (hoffentlich) die offizielle Erlaubnis, für zwei Jahre hier zu bleiben. Ich freue mich und alle hier drücken uns die Daumen, dass alles klappt und wir schnell wiederkommen.
Dann folgen auch all die Posts, die ich im Kopf bereits geschrieben habe: Wie feiern die Brasileiros Karneval, ein porto-alegrensischer Restauranttipp und noch vieles mehr!
Bis dahin - até logo und um abraço!
Sonntag, 12. Februar 2012 5 Kommentare

Mutproben in Brasilien: Teil I "Wakeboarden"

Ein neues Land verlangt nach neuen Hobbies und da wir in Porto Alegre mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 25 Grad und der Nähe zu vielen Lagunen gesegnet sind, gehört jegliche Form von Wassersport hier zum Leben dazu.
Daher sagten wir begeistert zu, als Jans Chef Luiz uns einlud, mit ihm zum Wakeboarden zu kommen.

"Ein Wakeboard ist ein Wassersportgerät in Form eines Brettes, das an die Füße geschnallt wird, um damit auf dem Wasser zu gleiten. Der Fahrer steht seitlich zur Fahrtrichtung auf dem Brett. Er wird von einem Boot oder einer Seilbahn gezogen" soviel zur Theorie laut Wikipedia.
Dass die Praxis Kraft, Konzentration und Geduld verlangt dachten wir uns vorher allerdings schon.
Voller Tatendrang machten wir uns also morgens um zehn auf zu einer ca. 10 km entfernten Lagune an deren Küste sich private Traumhäuser, Restaurants und eben auch eine Wakeboardschule befinden und von der aus man einen ganz besonderen Blick auf unsere Stadt hat:


Skyline von Porto Alegre


Wir bestiegen ein Motorboot, fuhren ein Stück die Lagune entlang und Luiz durfte als Erster sein Können unter Beweis stellen. Gebürtig aus Rio hat er das Surfen quasi mit der Muttermilch aufgesogen und erklärte uns, dass er den Sport bereits fünf Jahre dort betrieben hat. 


Luiz, der Profi!


Nachdem er uns vorgeführt hatte, wie "einfach" das Ganze, inklusive Springen und boarden mit nur einer Hand, ist, war Jan an der Reihe. Nach ein paar Fehlversuchen stand auch er auf dem Brett und ich jubelte. 


Fehlversuch - es fühlt sich so an, wie es aussieht:-)
Geschafft!  Jan wakeboardet!


Nun sollte ich die Nächste sein. Ich wurde mit Schwimmweste und Board ausgestattet und ließ mich ins Wasser fallen.




Die Technik des Aufstehens im Wasser hatte uns der Lehrer vorher auf dem Boot mithilfe von Trockenübungen beigebracht, ich hatte aber trotzdem meine Zweifel, ob ich beim ersten Mal in der Lage sein würde, während der Fahrt aufzustehen und mich dann auch noch auf dem Board zu halten, da ich ja schon auf festem Boden dazu neige, mein Gleichgewicht zu verlieren.


Viermal scheiterte ich kläglich, dann ließ sich der Lehrer zu mir ins Wasser fallen und redete auf mich ein, dass ich prinzipiell alles richtig machen würde, ich das Ganze aber langsamer angehen lassen solle. "Tranquilo, tranquilo" - nun gut, den Begriff kannte ich ja bereits aus dem Strandurlaub und zwang mich, mich der Kraft des Bootes anzuvertrauen. Und tatsächlich - es klappte. Ich stand auf dem Board und ließ mich durch die Lagune ziehen. Ein unglaubliches Gefühl!


Unser Wakeboardlehrer zeigt "Daumen hoch"

Trotzdem wir beide momentan nicht in der Lage sind, auch nur eine Wasserflasche zu öffnen, so sehr schmerzen die Arme, haben wir uns fest vorgenommen: Wir kommen wieder! Wakeboarden könnte zur Gewohnheit werden :-)
Freitag, 10. Februar 2012 2 Kommentare

Os Alemães - Die Deutschen

Die Brasilianer, denen wir hier tagtäglich begegnen haben eine interessante Einstellung zu ihrer Herkunft. Gerne hört man Sätze wie: "Wir Italiener sind halt auch eher hellhäutig" oder "Bei uns zuhause isst man gerne typisch polnisch-herzhaft."
Viele Menschen, die hier leben haben ausländische Vorfahren. Das liegt in der Geschichte unseres Bundesstaates Rio Grande do Sul begründet.
Dom Pedro I. der 1822 mit seinem Ausruf "Patria ou morte!" klar stellte, dass er nicht gewillt war, seinem Vater in dessen Heimat Portugal zu folgen sondern seine Zukunft in seinem Geburtsland Brasilien sah, erklärte damit quasi Brasiliens Unabhängigkeit.
Um aus Brasilien einen "richtigen Staat" zu machen, lud er Forscher, Künstler, Ingenieure, Beamte, Bauern und Militärs aus Europa ein, in seinem Land zu leben. Insbesondere das südlichste Bundesland Rio Grande do Sul musste schnellstmöglich besiedelt werden, um die Grenzen zu Argentinien, Uruguay und Paraguay zu sichern. Entlohnt wurden die europäischen Immigranten für ihre Auswanderung mit reichlich Land und unbegrenzten Möglichkeiten.
Dass das ganze schon ein paar Generationen zurück liegt und nicht etwa die eigenen Eltern frisch aus Europa eingewandert sind, ist den Brasilianern herzlich egal. Sie lieben ihre kulturelle Herkunft und fühlen sich fest damit verbunden. Kaum ein Einwohner unseres Bundeslandes kann nicht mit der Geschichte der eigenen Vorfahren aufwarten.
Ein jähes Ende nimmt dies allerdings wenn sie sich mit dem Rest des Landes vergleichen. Geht es um Sprache, Gepflogenheiten oder Verhalten der anderen Brasilianer, ist man in Rio Grande do Sul auf einmal "Gaucho", also Nachkomme der Indianer, die den Süden tatsächlich als erste besiedelten. "In Santa Catarina sind sie nicht besonders helle" erklärte uns eine brasilianische Freundin. "Die Leute aus Recife sprechen so unglaublich langsam, dass man kaum zuhören kann" wurden wir außerdem aufgeklärt. "Nicht wie wir Gauchos - wir sind ein starkes Volk und lieben unsere Tradition". Der Bundesstolz mutet fast ein bisschen bayrisch an.
Völlig anders verhält es sich dann, wenn sich herausstellt, dass Jan und ich Deutsche sind, in diesen Momenten sind die Brasilianer auf einmal einfach nur Brasilianer. Jan kam gestern Abend nachhause und berichtete, er habe eine unserer Nachbarinnen kennen gelernt. Sie hatte ihn auf portugiesisch angesprochen und gefragt, ob er neu im Haus sei. "Sim", bestätigte Jan, "ficamos no appartmento 303" (wir wohnen in Appartment 303) und sie rief "Ah - os alemães", um dann überklar, überdeutlich und überlangsam hinzuzufügen "e-u fi-co no a-par-t-men-to cin-co ze-ro um". Jan konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Gerne ruft uns auch der Nachtportier ein fröhliches "Gutan Amd" hinterher, wenn wir spät nachhause kommen und Jans Kollegen überschlugen sich bei einem gemeinsamen Abendessen gerade zu, als sie mir alle Wörter, die sie auf Deutsch sagen können, präsentierten.
In solchen Momenten neigte ich dazu, ein bisschen überheblich zu grinsen bis mir klar wurde, wie stolz ich jedes Mal, wenn ich einem Ausländer begegne, alle Wörter, die ich in der jeweiligen Sprache sagen kann, aneinander reihe und wie ein Erstklässler auf das Lob des Muttersprachlers warte. In einigen Dingen sind Menschen dann eben doch einfach nur Menschen, egal woher sie kommen ;-)
Mittwoch, 8. Februar 2012 3 Kommentare

Palmen, Kokosnüsse und Sandstrand: Ein Wochenende im Paradies... Teil 2

Ohne ersichtlichen Grund reihten sich stundenlang Autos an LKWs an Autos an LKWs. Einzig die Versorgung mit Getränken, Früchten und Knabberzeug ließ nicht zu wünschen übrig, denn überall an den Straßenrändern verkauften die Bewohner der anliegenden Dörfer alles, was das Herz begehrt.

In Höhe der Stadt Laguna löste sich der Verkehr dann endlich auf und wir erfreuten uns am Anblick der Seen und kleinen Fischerdörfer:







"Fast geschafft" dachten wir und bogen in Imbituba Richtung Küste ab, weil ich sicher war, dass das kleine Örtchen, das unser Ziel war, irgendwo in der Nähe sein musste.
Die Gegend erinnerte nun immer mehr an ein alternatives Hippienest. Kitesurfschulen und Yogazentren säumten die Straße und uns begegnete kaum ein Mensch ohne Board unter dem Arm.
Trotzdem sich herausstellte, dass wir noch nicht am Ziel waren und mein nicht vorhandener Orientierungssinn uns deutlich zu früh von der Hauptstraße abgebracht hatte, fuhren wir an der Küste weiter und genossen den Blick auf die Buchten:


Sandboarden:-)
und das Ganze in Aktion...



Schließlich fanden wir das Örtchen Guarda do Embau und unser Pousada Anjo da Guarda (Schutzengel). Wir staunten nicht schlecht. Inmitten von Palmen und Grün standen mehrere kleine Steinhäuschen mit Hängematten und der Besitzer Luiz kam uns sogleich entgegen. Braungebrannt und gut gelaunt begrüßte er uns. Als wir - typisch deutsch - nach Parkmöglichkeiten, Zimmer und Bezahlung fragten, lernten wir das wichtigste Wort des Ortes "tranquilo" (frei übersetzt: "bleibt locker" oder bayrisch: "passt scho"). Wir bezogen unser eigenes kleines Steinhäuschen und machten uns auf den Weg Richtung Strand um nach 11 Stunden im Auto unsere wohlverdiente, eiskalte cerveija zu uns zu nehmen.
Die nächsten Tage bestanden aus Sonne, Meer, Strand, Hängematte, abschalten und genießen.
Guarda do Embau ist definitiv der erste Reisetipp, den ich geben kann. Der Ort ist klein, alternativ und gemütlich. Es gibt viele Fischrestaurants und man kann in der Umgebung sogar ein bisschen wandern. Eine Besonderheit ist auf jeden Fall die Lage des Strandes. Um dorthin zu gelangen muss man eine Lagune überqueren: Ob man schwimmt oder sich für 2 RS von einem kleinen Boot übersetzen lässt, bleibt jedem selbst überlassen. Auch die Pousada, die die beiden Cariocas (Bezeichnung der Menschen, die in Rio geboren wurden) Luiz und Viviane seit mehr als 20 Jahren betreiben ist ein Geheimtipp. Man wird herzlich aufgenommen, lernt Leute kennen und wohnt wie im Paradies (hier der Link zur Homepage der Pousada).
Aber seht selber und träumt ein bisschen:

rede (Hängematte)





wichtigstes Accessoire: guarda sol


So muss das Paradies sein!










Strandhund, der unter unserem Schirm Pause macht
Grüße aus Brasilien:-)

 
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