Montag, 6. August 2012

Café Colonial, oder: die brasilianische Anti-Diät!

Erstaunlicherweise habe ich in den ersten sechs Monaten in Brasilien einiges an Gewicht verloren. Gefühlt habe ich das allerdings gestern an einem Tag alles wieder zugenommen. Wie es dazu kam? Nun ja, bei unserem Ausflug ins Umland aßen wir in einem "Café Colonial", einer - für die Brasilianer - typisch deutschen Restaurantidee.

Wie schon einige Male erwähnt wimmelt es im Umland von Porto Alegre nur so von deutschen Kolonien, deutschen Dörfern und deutschen Restaurants. Wie deutsch all dies wirklich ist, konnten wir bereits bei unserem Osterausflug nach Gramado feststellen. Was wir damals jedoch aufgrund der überfüllten Restaurants nicht ausprobieren konnten, war Café Colonial.
Meine Kollegin Gaby beschrieb es damals so: "Man setzt sich an den Tisch und dann stellen die Kellner alles, was man so essen kann auf den Tisch."
Nach gestern sage ich: "STIMMT!" Besser kann man es nicht beschreiben.

Café Colonial fühlt sich an wie ein Sonntag bei Oma, nur dass Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen und Abendessen gleichzeitig stattfinden.
Nachdem wir uns an den Tisch gesetzt hatten, brachte der Kellner zunächst Traubensaft, Apfelsaft und Wein, fragte, ob wir Kaffee, Tee, heiße Schokolade oder Kakao bevorzugen würden und startete auch schon mit dem ersten Essen. Ein Brotkorb mit Brötchen, Grau- und Weißbrot sowie einer Auswahl an "Schmier" (die brasilianisch-deutsche Bezeichnung für alles, was man aufs Brot schmieren kann, also von Frischkäse bis Marmelade), Käse, Fleisch- und Blutwurst und Schinken wurde vor uns aufgetürmt. Sekunden später wurden Schokoladen-, Möhren-, Mandel-, Zitronen- und Käsekuchen sowie Zimtschnecken und Waffeln gebracht. Nicht genug des Ganzen folgten die herzhaften Sachen: Pizzastücke, Pasteis, Mixed Pickles, fritierter Maniok, Hähnchenfilet und -keulen und Wurst. Vollständig überfordert "schmier"ten wir uns erstmal ein Brot...

Der freundlichen Kellnerin, die mit einer Platte gegrillten Fleisches an unseren Tisch kam, konnten wir nur ein erstauntes Kopfschütteln und ein "Não, obrigado!" entgegenbringen.

Schlaraffenland oder Essenshölle?

Wir taten unser Bestes, wenigstens alles zu probieren und beschlossen, uns aufzuteilen. "Ok, pass auf: ich esse das, das und jenes und du probierst dieses und das hier und wenn es gut schmeckt, dann sagen wir Bescheid!" war mein Schlachtplan.
Während ich mich durch Essensberge wühlte hörte ich aus der Ferne jemanden höflich "Strudel?" fragen. Jan schaffte es tatsächlich mit einem Hähnchen in der einen und einem Brot in der anderen Hand zu nicken und bekam ein großes Stück warmen Apfelstrudel neben seine Pizza mit Schinken gelegt.

Haben wir gewonnen? JA! Wir haben es tatsächlich geschafft, alles, was auf dem Tisch stand, einmal zu probieren. Ich fühlte mich danach allerdings, als hätte ich einen schwierigen Wettkampf überlebt - Essen kann so grausam sein.
Als der Kellner uns beim Aufstehen auf das reichhaltige Nachtischbuffet am Restauranteingang hinwies hätte ich fast geweint....

3 Kommentare:

Jens aus Bonn hat gesagt…

Ich hätte nicht gedacht, das MIR sowas passieren kann, aber ich muss gestehen: mir ist vom Lesen schlecht geworden... und ich bin satt für die nächsten Tage... DANKE, mehr davon! :-D

Moni hat gesagt…

Danke Tessa,
auch ich brauche heute abend nichts mehr essen.
Aber es muß doch toll sein, so verwöhnt zu werden.
Ich sehe Dich schon einen Tag fasten, hi, hi
Gruß Moni

Sabine hat gesagt…

Da gibt man einfach "Tessa" in die Suchmaschine ein und landet auf Deiner Seite aus Brasilien! Ich bin überrascht! Und erfreut zu erfahren, wie es Dir in den letzten Monaten so ergangen ist.

Liebe Grüße und Bussi
Bine

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